Freitag, 26. April 2013

Gemischte Links, Teil 1

Ich mache mit dem Steintor von der Heuneburg weiter, mit dem ich im letzten Beitrag aufgehört habe. Neiiiin, kein ungeliebtes Zusammensuchen aktueller Heuneburg-Informationen, jetzt kommen nur olle Kamellen. Das Steintor liegt beim Freilichtmuseum. Bild 1 sollte den Zustand bei meinem Besuch Anfang August 2009 zeigen. Irgendwie hatte ich das mit dem Steintor damals nur halb mitgekriegt und das Foto auf die Schnelle gemacht. Das Gelände des Freilichtmuseums liegt etwa von der Kamerarichtung 90 Grad nach rechts. Am linken Rand des Bildes ist ein Stück der Zufahrtsstraße zu sehen, links davon liegt der große Parkplatz des Freilichtmuseums. Mittels dem aktuellen Luftbild in Google Maps kann man gut erkennen, daß sich beim Steintor zwischenzeitlich etwas getan hat. Einfach nach „Heuneburg“ suchen und reinzoomen.

Heuneburg-Tor

Beim Schwäbischen Heimatbund geht es unter dem Titel „Die Zukunft der Heuneburg ist gesichert“ um dieses Steintor, in dem Artikel als „Stadttor“ bezeichnet. Zum Artikel sehe ich links das Datum 12.10.2011, das ist also vor den aktuellen Diskussionen um die Zukunft des Freilichtmuseums. Interessant ist die gedankliche Linie vom Schutzhaus für das Stadt- bzw. Steintor zum Archäologiepark und der „Zusammenfassung der Funde direkt auf dem Gelände der Heuneburg“. In diesem größeren Zusammenhang muß man wohl auch die in meinem letzten Beitrag zitierte Anfrage nach einem eventuellen weiteren Landesmuseum sehen. Sehenswert sind die beiden im Artikel des Schwäbischen Heimatbunds verlinkten Videos zum Stein-/Stadttor bzw. der Toranlage: das Erste ist auf der Website der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg im Abschnitt zur Heuneburg eingebunden, das Zweite wurde von der „DenkmalpflegeBW“ bei Youtube eingestellt.

Grabhügel der Gießübel/Talhau-Gruppe

Zu der im letzten Beitrag angesprochenen Frage nach dem Verbleib der wertvollsten Funde ist noch anzumerken, daß im Falle der „Keltenwelt am Glauberg“ ein Museum vor Ort realisiert wurde, in dem nach der Wikipedia „alle Originalfunde einschließlich der Stele des keltischen Kriegers zu sehen“ sind. Im Keltenmuseum Hochdorf ist die bekannte Grabkammer des „Keltenfürsten“ eine mit Repliken aufgebaute Rekonstruktion, die Orginale sind glaube ich abgesehen vom Skelett des „Keltenfürsten“ im Landesmuseum Württemberg. Wenn also das „Fürstinnengrab“ eine ähnliche Bekanntheit hergibt, dann müßte doch zumindest auch so eine Rekonstruktion für die Heuneburg herausspringen und entsprechend plaziert werden. Raum genug dafür sollte im Museum in Hundersingen vorhanden sein.

Baumburg

Meine Fotos habe ich alle am Tag des „Bienenmarkts auf der Heuneburg“ 2009 aufgenommen. Via dem Label Heuneburg findet man die bisherigen im Blog veröffentlichten Bilder. Auf Bild 2 ist einer der Grabhügel der Gießübel/Talhau-Gruppe zu sehen. Den habe ich etwas herangezoomt von einem Standort beim Lehenbühl bei Hundersingen aus aufgenommen. Der vom Museum in Hundersingen kommende Rundweg führt zunächst am oberhalb der Donau befindlichen Lehenbühl und an der Baumburg vorbei. Der Weg entfernt sich dann ab der Baumburg von der Donau (Bild 3 zeigt die Baumburg aus der Entfernung) und kommt am entferntesten Ende des Parkplatzes beim Freilichtmuseum an. Vom Freilichtmuseum führt der Rundwanderweg an der Gießübel/Talhau-Grabhügelgruppe vorbei zum Hohmichele. Den hatte ich schon im Blog, dieses Mal gibt es ein vom Hohmichele aus aufgenommenes Bild in Richtung „Kleiner Hohmichele“. Der „Kleine Hohmichele“ soll bei der Baumgruppe in der Bildmitte liegen. Bild 5 zeigt die Erhebung vom vorbeiführenden Weg aus. Der „Kleine Hohmichele“ wird ebenfalls zu den Großgrabhügeln gezählt. Seine Höhe soll nach mündlicher Quelle auch dadurch gelitten haben, daß einem Landwirt erlaubt wurde davon Erde abzutragen.

Kleiner Hohmichele

In Bayern könnte man nun nachsehen, wie weit man die Verhältnisse vor Ort mit dem BayernViewer-denkmal bzw. dem BayernAtlas nachvollziehen kann. In Baden-Württemberg gibt es das Geoportal Baden-Württemberg, wie ich der Zusammenstellung „Die Bundesländer und ihre Online-Kartendienste für topografische Karten“ von Stephan Gröschler entnehme. Ich habe ein wenig herumprobiert und es immerhin geschafft, zwei offenbar „geotouristische“ Markierungen auf die Karte zu bekommen - auf Hundersingen und auf die Heuneburg jeweils einen kleinen blauen Kreis mit einem „M“. Aber ich sehe auf die Schnelle nicht, wie man an Infos zu den Markierungen kommt und an Markierungen der Grabhügelfelder kommt man so offenbar auch nicht. Informativ ist es trotzdem etwas - man sieht wie nah das nächste „M“ in Mengen ist. Zu diesem Museum hatte ich schon mal die „Leckeren Grüsse von Apicius“ von Reinhold Siegel verlinkt.

Kleiner Hohmichele

Die Links sind natürlich auch immer so gedacht, daß man bei Gefallen auf den Websites herumstöbert und sie weiter verfolgt. Bei Stephan greife ich noch die Keltenfeste 2013 heraus. Bei Hiltibold „Haare färben im antiken Rom“ und „Du hast die Haare schön: Rekonstruierte Frisuren aus dem antiken Rom“. Aus dem Burgerbe-Blog von Jan Popp-Sewing den Hinweis auf die Ausstellung „Ausstellung auf Schloss Gottorf: Das Nydamboot, ein germanisches Wassertaxi“ und von Markus Zwittmeier „Karl der Große auf Arte“. Karl der Große ist natürlich nach meiner Zeit und davon findet sich bei Markus Zwittmeier jede Menge, aber er hätte das vermutlich genauso über den zuvor auf Arte gelaufenen Abend mit den Römern in Britannien schreiben können. Die Filme dürften genau auf demselben Niveau gewesen sein.

Sonntag, 14. April 2013

Noch einmal zur Heuneburg-Onlinepetition

Was ist eigentlich aus der Onlinepetition für den „Erhalt des Freilichtmuseums keltischer Fürstensitz Heuneburg“ geworden? Die Antwort kann man auf openPetition in der Mail des Initiators Willy Weinmann „an alle Freunde und Unterstützer der Heuneburg“ lesen: „am 29.3. ist die Petition ausgelaufen. Leider haben wir nur 1966 anstatt der erhofften 10.000 Stimmen bekommen. Trotzdem habe ich sie eben an den Petitionsausschuss des Landtages weitergeleitet.“

Das klingt enttäuscht, aber aus meiner Sicht sind 1966 Stimmen ein glänzendes Ergebnis. Derzeit läuft die Frist für diese Petition in Nordrhein-Westfalen: „Angekündigte Streichung der Landeszuschüsse für die Archäologie und Denkmalpflege zurücknehmen!“. In dem Fall ist die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V. (DGUF) der Initiator, die Online-Unterstützung ist wesentlich massiver und die Berichte in den klassischen Medien sind viel zahlreicher. Außerdem ist ein ganzes Bundesland mit mehr als 17 Millionen Einwohnern betroffen. Nach über einem Drittel der Zeichnungsfrist liegt die Unterstützerzahl bei 16305.

Zur Heuneburg-Petition ist wichtig zu wissen, daß es neben dem Freilichtmuseum mit der bekannten Lehmziegelmauer-Rekonstruktion auf dem Geländesporn über der Donau auch noch das Museum im zu Herbertingen gehörenden Hundersingen gibt. Das Freilichtmuseum ist Gegenstand der Petition, weil sich die „Gemeinde Herbertingen ... aus finanziellen Gründen vom Unterhalt des Freilichtmuseums keltischer Fürstensitz Heuneburg zurückgezogen“ hat. Das Freilichtmuseum und das Museum in Hundersingen sind durch einen Runderwanderweg verbunden, in den auch mehrere Großgrabhügel eingebunden sind. Siehe mein Besuchsbericht vom Bienenmarkt auf der Heuneburg. Rundwanderweg und Museen liegen auf der westlichen Seite der Donau. Das vor zwei Jahren durch eine Blockbergung bekannt gewordene „Fürstinnengrab“ und die zuvor gefundenen Reste eines Kindergrabs sind auf der östlichen Seite der Donau gefunden worden. Im nordwestlich von Herbertingen gelegenen Gräberfeld Bettelbühl. Namensgebend für das Gräberfeld ist der Großgrabhügel Bettelbühl, der mittlerweile aber weniger als 4 m hoch sein soll. Siehe hier der Wikipedia-Artikel zum Gräberfeld Bettelbühl und mein Eintrag über den Sensationsfund bei der Heuneburg.

Bei der Onlinepetition ging es um den Erhalt des Freilichtmuseums. Das Museum in Hundersingen muß natürlich in die Betrachtung miteinbezogen werden. Würden die Funde aus dem Kinder- und dem „Fürstinnengrab“ dauerhaft in Hundersingen statt in Stuttgart gezeigt, dann könnte durch die höhere Attraktivität des Museums auch die Besucherzahl des Freilichtmuseums gesteigert werden. Als Argument zur Onlinepetition ist zu lesen: „Die Fundstücke gehören dort ausgestellt, wo sie auch gefunden wurden. So wird der Zusammenhang zu den Landschaften und den Menschen aufgezeigt. Den Menschen sollen ihre Wurzeln an Ort und Stelle gezeigt werden. Dies schafft Heimat und Verbundenheit“. Was würde man selbst vorziehen: eine supertolle teure Präsentation dieser Funde neben vielem anderen in Stuttgart? Oder eine einfache Präsentation in Hundersingen, von der aus man nach ein paar Minuten Fußweg von oberhalb der Donau auf die Ebene auf anderen Seite hinuntersehen kann, wo die Frau und das Kind begraben wurden?

Auf den Februar ist eine Stellungnahme des baden-württembergischen Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft (pdf) datiert, nach der das Land dafür Sorge tragen will, „dass das Freilichtmuseum weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.“ Von Ende März scheint dieser Beitrag des SWR zu sein, nach dem eine Lösung für das Freilichtmuseum Heuneburg in Sicht ist: „Der Museumsverein Heuneburg will das keltische Freilichtmuseum Heuneburg bei Herbertingen im nächsten Jahr weiterführen“ und der Finanzstaatssekretär Ingo Rust „ist zuversichtlich, dass es bis zum Frühsommer zu einer Lösung kommt.“

In der obigen Stellungnahme des Ministeriums wird auch der Verbleib der Funde angesprochen. Die Stellungnahme ist aufgrund eines Antrags der CDU-Fraktion erfolgt. Dort ist in der „Begründung“ u.a. zu lesen: „Mit der Planung und Umsetzung beispielsweise eines Landesmuseums könnten die reichhaltigen Funde und edelsten Goldschmuckstücke vor Ort gezeigt werden.“ Diese Einrichtung eines weiteren Landesmuseums kommt aber laut der Stellungnahme des Ministeriums nicht in Betracht. Und: „Die Funde der archäologischen Untersuchungen auf der Heuneburg werden und wurden bereits u. a. durch das 'Keltenmuseum auf der Heuneburg' oder im Rahmen der Großen Landesausstellung 'Die Kelten' vom Archäologischen Landesmuseum und vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart gemeinsam der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Eine noch stärkere Einbindung in die kulturellen und touristischen Konzepte des Landes wird angestrebt.“

Schlußbemerkung: In meinem letzten Eintrag zur Heuneburg-Onlinepetition hatte ich den Wunsch geäußert, daß man vor Ort selbst über die eigenen Angelegenheiten berichtet. Und daß ich keine Lust habe, mir die Informationen so wie damals zusammenzusuchen. Dabei ist es geblieben. Ich habe jetzt auch nicht mehr die Gemeindewebsite nach den Informationen durchsucht, die ich auf der Heuneburg-Website nicht gefunden habe. Und ich habe nicht versucht, alle online gestellten Zeitungsartikel durchzusehen. Und außerdem würde ich mich auch weiterhin darüber freuen, wenn ab und zu ein aktuelles Foto von der Heuneburg und den im Stellungnahme-pdf erwähnten steuerfinanzierten Grabungen zu sehen sein würde. Und ich würde auch gerne via einer Heuneburg-Website mitbekommen, wie es mit der im pdf angesprochenen „Sicherung, Präsentation und Vermittlung des Steintors“ weitergeht.

Mittwoch, 10. April 2013

Wikidata traf Archäologie

Im März fand in Berlin das Symposium „Wikidata trifft Archäologie“ statt. Mein unterlegter Link geht zu einem Bericht von der Veranstaltung. Zu den einzelnen Veranstaltungsvorträgen gibt es via dem Reiter „Dokumentation“ pdf-Dateien und ein Video. Im Bericht von der Veranstaltung und drumherum finden sich zahlreiche weiterführende Links. Ich greife ein paar Links heraus:

Pelagios mit der Visualisierung von Ortsangaben in antiken Quellen und wissenschaftlicher Literatur, Pleiades mit der Community-generierten Karte zur Visualisierung antiker Orte, Namen und Regionen, vici.org mit einer aus der Praxis heraus entstandenen Karte von archäologischen Stätten des römischen Reiches.“ Und die Beta-Version der „Interaktiven Karte Römischer Befestigungsanlagen“ bzw. der „interaktiven Limeskarte“.

Die Limes-Freunde sollten sich zuerst auf diese „interaktive Limeskarte“ stürzen, an der Uhr drehen (die Pfeile oben) und die Häuschen anklicken. Wie dieser Zeitschieber realisiert wurde, kann man sich mittels dem pdf zum Vortrag „Wikipedia-Limesprojekt 2006-2013“ von Hartmann Linge besser vorstellen. Dort sieht man auf der dritten Seite eine Tabelle mit Limeskastellen und Datenfeldern für „Beginn möglich“, „Beginn sicher“, „Ende möglich“ und „Ende sicher“.

Wer sich gerne online oder in Zeitschriften mit Computerthemen vergnügt, dürfte schon öfters „Big Data“ in den Überschriften gesehen haben. „Big Data“ geht in Richtung „sehr viele Daten“. Ganz frisch hier ein Artikel über das „Obama Brain Mapping Project“. Das Projekt „might eventually require the handling of yottabytes of data. A yottabyte is equal to a billion petabytes.“ „YByte“ habe ich erst durch diesen Artikel kennengelernt. Ich weiß nicht, ob das nicht schon potenziertes Big Data ist.

Neben dem notwendigen „händeln“ von Big Data ist normalerweise die Auswertung interessant. Bei dem in den Online-Kursen verlinkten Anbieter Coursera läuft derzeit ein Kurs „Web Intelligence and Big Data“ über dessen Programm man sieht, was da alles dazugehören kann.

„Open Data“ bezeichnet frei zur Verfügung gestellte Daten. Man kann die Gedankengänge dazu in einem aktuellen Beitrag von Heinz Wittenbrink „Open Data und Contentstrategie — zur Entscheidung der Wiener Linien“ nachlesen. Open Data sind oft keine Big Data. Aber man kann für das Zusammenführen und Auswerten von Open Data günstig Technologie nutzen, die für viel größere Datenmengen geschaffen wurden. Die Qualität von Open Data geht über die „öffentliche Sichtbarkeit“ hinaus. Es besteht die Chance zu überraschenden neuen Angeboten, die einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.

In dieser Ankündigung eines Workshops zu Linked Open Data findet sich die Behauptung, daß die Europäische Kommission zukünftig alle ihre Datenbanken in Form von Linked Open Data veröffentlichen will. Im Informationsdienst Wissenschaft habe ich weiter nachgesucht und gesehen, daß schon Ende 2011 von der Bayerischen Staatsbibliothek, dem Bibliotheksverbund Bayern und dem Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg der Verbundkatalog B3Kat als Linked / Open Data freigegeben wurde („Beschreibungen zu über 23 Millionen Medien“). Die Beispiele mögen den Willen vieler Anbieter unterstreichen, solche Daten tatsächlich zur Verfügung zu stellen.

„Linked Open Data“ sind Open Data, für die noch ein paar Bedingungen für ihre Aufbereitung gelten. Diese Bedingungen gehen in Richtung des im letzten Eintrag über Online-Kurse erwähnten Semantic Web. Idealerweise gibt es im Semantic Web eine „computerverständliche“ Beschreibungsebene über den Daten. Zu den obigen Kastellen mit ihren vermuteten Beginn- und Ende-Daten könnte man sich diese Ebene darüber so vorstellen, daß die Eigenschaften der Klasse der Limeskastelle beschrieben wird. Etwa ihre Einordnung als Bodendenkmal, ihre Zuordnung zum Römischen Reich, oder, um im obigen Beispiel zu bleiben, durch die Angabe eines frühestmöglichen oder spätesten Entstehungszeitpunkts.

Zur Wikipedia gibt es schon solche Semantic-Web-Daten, und zwar in der DBpedia. Sie ist weithin ziemlich unbekannt, in meinem Semantic-Web-Kurs hat sie aber im Schaubild mit den verfügbaren Daten eine prominente Rolle gespielt. Für die DBpedia wurden Daten aus der Wikipedia extrahiert und in ein „computerverständliches“ Format gebracht. Das funktioniert in der automatisierten Form aber nur für einen kleinen Teil der in der Wikipedia enthaltenen Informationen, im wesentlichen offenbar nur für die Infoboxen. Mir ist unbekannt, wie weit man eine Beschreibungsebene über diesen Daten automatisch aufbauen konnte. Man könnte sich das so vorstellen, daß man automatisch den kleinsten Wert aus den Entstehungszeitpunkten der Kastelle ermittelt und das dann als frühesten Entstehungszeitpunkt der Klasse der Limeskastelle hinzufügt. Man kann sich aber auch vorstellen, daß die automatische Werte-Ableitung von unbekannten Attributen sehr schwierig sein muß. Wie findet das Programm überhaupt heraus, daß hier der früheste Zeitpunkt interessant ist und beim „Ende sicher“ der späteste Termin?

Wikidata kommt aus einer anderen Richtung. Es sollen nicht Daten aus der Wikipedia automatisch extrahiert, sondern in Wikidata manuell eingegeben werden. U.a. soll dadurch die manuelle Mehrfacheingabe dieser Daten in den unterschiedlichen Sprachversionen der Wikipedia nicht mehr nötig sein. Aus der Wikidata-Einführung: „Many Wikipedia articles contain facts and connections to other articles that are not easily understood by a computer, like the population of a country or the place of birth of an actor. In Wikidata you'll be able to enter that information in a way that makes it processable by the computer: the machine will be capable of providing it in different languages, using it to create overviews of data such as lists and charts, and answering questions that are currently difficult to answer automatically.

Wikidata und DBpedia sind beide „open“. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten, wie man in „Wikidata/Notes/DBpedia and Wikidata“ nachlesen kann. Aber: „Whereas on the first glance DBpedia and Wikidata may look like they have a lot of overlap, they actually do not: they fulfill very different tasks, and there is a small overlap where we need to figure out together how to best co-evolve.“ Also vielleicht können mittels den manuell erfassten Wikidata-Daten nun auf einfache Weise mehr Daten für die DBpedia automatisiert ausgewertet werden. Und: „If Wikidata gets established and collects an interesting amount of data, the relationship between the two datasets should be further explored.“

Ein wichtiger Unterschied besteht nach meinem Verständnis bei der Beschreibungsebene über den Daten. Im Semantic Web würde man solche Beschreibungen gern haben wollen. Anderseits ist so eine Beschreibung aber einschränkend. Wenn es einen frühestmöglichen Zeitpunkt für die Klasse der Limeskastelle gibt, dann darf man nicht einfach für ein bestimmtes Limeskastell ein noch früheres Datum eintragen, sondern muß diese Beschreibungsebene ebenfalls ändern. „Die Welt begrenzen“ von Denny Vrandecic ist aus meiner Sicht so zu verstehen, daß es diese Beschreibungsebene in Wikidata nicht gibt und nicht geben soll.