Dienstag, 28. September 2010

Keltenmuseum Hochdorf

Einen Tag nach der Speyer-Tour vorletzte Woche haben wir eineinhalb Stunden Keltenmuseum in Eberdingen-Hochdorf vor einen anderen Termin gequetscht. Ich weiß, so wird man kein Vorbild als Kulturgenießer. Und für die mangelnde Vorbereitung wurden wir gleich sonderausstellungsmäßig bestraft: Am Aufbau von „Mit Hightech auf den Spuren der Kelten“ wurde gerade gewerkelt, die Ausstellung ging erst am 19.9.2010 mit einem „Keltischen Sonntag“ los (das Programm ist derzeit noch beim Förderverein des Keltenmuseums einsehbar). Das hätte sich organisieren lassen.

Keltenmuseum Hochdorf

Ich will trotzdem schnell weitermachen und ohne aufwendiges Nachsurfen beschreiben, was wir uns in der Kürze angesehen haben. Das Nachsurfen kommt aber spätestens nach einem weiteren Hochdorf-Termin mit detaillierteren Erkundungen. Die Websuche müßte ich dort fortsetzen, wo ich bei der Heuneburg aufgehört habe. Hochdorf liegt wie die Heuneburg in einem Gebiet mit relativ vielen bekannten Großgrabhügeln. Nur daß bei der Heuneburg die Heuneburg selbst das Zentrum mit den meisten Großgrabhügeln ist, im Fall Hochdorf ist das der Hohenasperg, und das in Hochdorf gefundene Grab liegt ein ganzes Stück vom Hohenasperg entfernt.

Keltenmuseum Hochdorf

Hochdorf ist ja vor allem durch dieses von Grabräubern nicht geplünderte Grab bekannt geworden. Wobei der Grabhügel als solcher nicht mehr zu erkennen war und nur durch herausgepflügte Steine entdeckt wurde. Die Funde waren eine archäologische Sensation, manches wurde in dem Zusammenhang erstmalig entdeckt, manches blieb weltweit einmalig, wie die Kline, auf die der Leichnam gelegt wurde. Außer durch die Funde wurden auch wichtige Erkenntnisse durch den Nachbau mit orginalgetreuem Material in alter Technik gewonnen, die Grabkammer im Keltenmuseum ist auf diese Weise mit Repliken ausgestattet worden.

Grabkammer Keltenmuseum Hochdorf

Die Bewegkraft des Sensationsfunds von 1978 - Ausstellungen in Stuttgart, Köln und Paris mit der Grabkammer als Mittelpunkt sollen zusammen 600000 Besucher gehabt haben - hat zum Bau des 1991 fertiggestellten Museums 400 m vom Fundort entfernt durch die Gemeinde Eberdingen geführt. Die Architektur des Keltenmuseums ist stark auf diesen Grabfund ausgerichtet. Der Metallbogen stellt eine Abstraktion des Grabhügels dar, die Grabkammer ist im Keller in der passenden Position zum gedachten Grabhügel.

Rekonstruktion eines keltischen Gehöfts beim Keltenmuseum Hochdorf

Das Keltenmuseum wurde im Bereich einer früheren keltischen Siedlung gebaut, die durch eine großflächige Grabung erforscht wurde. Die Ergebnisse führten zu dem keltischen Gehöft im Außenbereich des Museums. Rekonstruiert wurde ein Wohnhaus, ein Grubenhaus, ein Speicher, ein Erdkeller und ein Garten.

Keltischer Garten beim Keltenmuseum Hochdorf

Das Grubenhaus ist im vierten Bild rechts vor dem Wohnhaus zu sehen. Der Speicher ist auf diesem Bild ganz links und der Erdkeller befindet sich unter dem Dach zwischen Speicher und Wohnhaus. Grubenhäuser wurden als Werkstätten für Metall- oder Webarbeiten verwendet. Im Garten findet man kurze Stücke Flechtzaun und Palisade, die nach Grabungsbefund auch in der Keltensiedlung zum Schutz vor Tieren verwendet wurden. Die Pflanzen im Garten sollen dort archäobotanisch nachgewiesen sein. Diese Informationen habe ich jetzt aus dem Heft „Daheim bei den Kelten. Dokumentation des Nachbaus eines keltischen Gehöftes in Hochdorf“ (an der Kasse für 2 Euro). Die Angaben zu den Ausstellungen aus dem Heft „Keltenmuseum Hochdorf“ (3,50 Euro).

Grabhügelrekonstruktion Hochdorf

Im Museum gibt es Texttafeln zu den außen beispielhaft rekonstruierten Gebäudetypen, außen haben wir aber sehr wenig Text vorgefunden. Nebst dem Texte kaufen oder speichern müssen Sie im Museum auch noch einen Film über den Grabfund ansehen - haben wir auch gemacht, waren angeblich nur 20 Minuten. Nach dem Museum und dem Keltengehöft wären noch zwei Sachen zu besichtigen: Auf jeden Fall der am Fundort wiederaufgeschüttete Grabhügel. Und zuhause habe im Buch „Archäologie erleben“ gesehen, daß es im Hügelgräberfriedhof im nahen „Pfaffenwäldle“ einen Schauhügel gibt.

Grabhügelrekonstruktion Hochdorf

Selbst wenn wir es gewußt hätten, hätte es für beides nicht mehr gereicht. Zum „Pfaffenwäldle“ muß man in die entgegengesetzte Richtung. Zum Großgrabhügel geht es in Richtung Osten um den Friedhof dazwischen herum. Man kann ein paar Meter Fußweg sparen und dort am Friedhofsparkplatz parken. Der Grabhügel ist mit einer informativen Texttafel ausgestattet und frei zugänglich, kann also auch unabhängig vom Museum besucht werden.

Grabhügelrekonstruktion Hochdorf

Also auf die Liste: Alles noch mal mit mehr Zeit ansehen. Das „Pfaffenwäldle“ nicht auslassen. Das Landesmuseum Stuttgart besuchen und sehen, was dort an Orginalen aus Hochdorf ausgestellt wird. Den Keltenweg ansehen, ob sich das günstig mit weiteren Zielen, und die Website des Keltenmuseums, ob sich das mit interessanten Terminen verbinden läßt. Und jetzt noch vielen Dank nach Hochdorf an die Museumsleiterin Frau Dr. Simone Stork für die Erlaubnis, meine auf dem Museumsgelände gemachten Fotos in das Internet einzustellen! Und dann Feierabend.

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