Montag, 26. Oktober 2009

Spätantike Links

Letztes Wochenende ist die Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ im Karlsruher Landesmuseum mit einem überraschend großen Medienecho eröffnet worden.

Hier drei Links: „Karthago ist lieblich und süss“ von Roman Hollenstein in der NZZ Online bietet umfangreiche Hintergrundinformationen. „Ein ganz neues Bild der antiken Großmacht“ von Holger Farken für den SWR glänzt mit schönen Fotografien und Video-Links. „Zivilisierte Zerstörer“ von Gabriele Höfling im Rheinischen Merkur stellt die Karlsruher Zusammenarbeit mit Tunesien und die dortigen Ausgrabungsstätten stärker in den Vordergrund.

Der oströmische Kaiser Anastasios I. war Zeitgenosse des Vandalenreiches in Nordafrika, von ihm und der Entstehung des byzantinischen Imperiums handelt ein Buch von Mischa Meier, das von Stefan Rebenich in der NZZ Online unter dem Titel „Warum das Römische Reich im Osten überlebte“ besprochen wurde.

Der nächste Link führt aus der Spätantike heraus. Aber wenn man schon auf NZZ Online ist, dann kann man sich noch den Artikel von Jürgen Tietz über die Wiedereröffnung des Neuen Museums in Berlin „Nofretete und der Elch“ ansehen.

Auch großteils außerhalb der Spätantike liegt der Deutschlandfunk-Studiozeit-Beitrag von Matthias Hennies „Gotischer Schmuck und koschere Küche“. (Ergänzend zur Grabung in Köln noch der WDR-Beitrag „Kölner Synagoge wird ausgegraben“ von David Ohrndorf aus dem letzten Jahr).

Hier will ich ein Ziel des Kölner Grabungsleiters Sven Schütte aus dem DLF-Beitrag herausgreifen: Er versucht die kontinuierliche Nutzung einer spätantiken Kölner Synagoge bis in das Mittelalter archäologisch nachzuweisen. Dadurch hätte er auch einen archäologischen Nachweis einer seit der Römerzeit kontinuierlich bestehenden jüdischen Gemeinde erbracht.

Nach dem Bericht ist dieser Punkt noch strittig, es seien aber „Historiker und Archäologen weitgehend einig“, daß in Köln schon um 800 eine Synagoge stand. Diese frühe Datierung ist vielleicht selbst schon ein Argument für eine kontinuierliche jüdische Gemeinde.

Auf das Thema bin ich via Yehudas Eintrag „Juden im antiken Augsburg“ im Blog des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg gestoßen. Ich hatte einen Beitrag von Ludwig Berger zum Thema „Frühe jüdische Zeugnisse in den nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum“
im Begleitband zur Karlsruher „Imperium Romanum“-Ausstellung in Erinnerung und den dann nachgelesen.

Ludwig Berger schreibt dort: „insgesamt scheint es nicht zu gewagt, in Trier eine Synagogengemeinde anzunehmen“ und „Eine Synagogengemeinde darf mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für Colonia Agrippina / Köln vorausgesetzt werden“. Er thematisiert für Trier aufgrund eines spätantiken Fundes in der Nähe des mittelalterlichen Judenviertels auch schon eine mögliche „örtliche Kontinuität der jüdischen Siedlung von der Spätantike ins Mittelalter“, wobei für ihn diese Frage „ohne neue archäologische Befunde“ nicht zu beantworten ist.

Ludwig Berger hatte seinen Fokus auf den linksrheinischen Gebieten. Vermutlich weil es neben mehr archäologischen Funden auch überlieferte schriftliche Hinweise auf die Präsenz von Juden gegeben hat. Was vielleicht wiederum mit dem zeitweiligen spätantiken Machtzentrum Trier zusammenhängt. Generell wird für die römischen Gebiete links des Rheins in der Zeit nach dem Limes-Fall im starken Gegensatz zu den verbliebenen Gebieten im heutigen Bayern noch von einer Spätblüte ausgegangen. (Die Nähe zum dann fränkischen Machtzentrum gilt übrigens auch für die mittelalterliche Kölner Synagoge, eine Synagoge um 800 bedeutet die Zeitgenossenschaft mit Karl dem Großen!)

Das bei Yehuda abgebildete spätantike Augsburger Lampenfragment und eine Bleiplombe aus dem 40 km entfernten Burghöfe, ebenfalls mit einer Menora, sind nach Ludwig Berger „vielleicht erste Zeugen einer größeren Gruppe Juden, die sich in der Provinzhauptstadt Augsburg niedergelassen hat“.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf

Ergänzend zu meinem Bericht über die Buchpräsentation von Dr. Frank Stefan Becker ein Hinweis auf die Historica 2009 in Hamburg-Bergedorf:

Der Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis trifft sich jedes Jahr in einer anderen deutschen Stadt zu seiner Jahresvollversammlung „Historica“. Als Dank für Räume und für das Rahmenprogramm veranstalten die Autoren eine honorarfreie Lesenacht. Die Lesenacht mit freiem Eintritt findet dieses Jahr am 14. November 2009 im Bergedorfer Schloss im Hamburger Stadtteil Bergedorf statt.

Dr. Frank Stefan Becker hatte zwei Jahre lang das Sprecheramt des Autorenkreises Quo Vadis inne und wird mit seinem neuen Roman „Sie kamen bis Konstantinopel“ in der Lesenacht zu hören sein.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Euro-Arabischer Abend mit Dr. Frank Stefan Becker

Letzten Mittwoch, 14.10.2009, präsentierte Frank Stefan Becker sein neues Buch „Sie kamen bis Konstantinopel“ beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis e.V. (EAF) im Münchner „Zunfthaus“.

Auf den Termin hatte ich im vorletzten Eintrag hingewiesen. Der Zeitplan sah ab 19 Uhr das Treffen und um 20 Uhr den Vortrag vor; um halb acht war ich einer der spätesten Ankömmlinge im gut besetzten Saal. Der gesellige Teil findet bei den Euro-Arabischen Freunden mehr vor dem Vortrag statt, danach sind die meisten aufgebrochen. Eigentlich nicht schlecht, um die Termine gut in seinen Zeitrythmus einpassen zu können.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Zu Beginn der Buchvorstellung las uns der Autor eine Schlüsselszene des Romans vor, die Ermordung des Kalifen Uthman. Zugleich ein Schlüsselereignis für den Islam, da die Nachfolgestreitigkeiten letztlich zur Spaltung in Sunniten, Schia und Charidschiten und zur Kalifen-Dynastie der Omayaden in Damaskus führten. Frank Stefan Becker skizzierte kurz diese geschichtlichen Hintergründe, in die er sein Buch bis zum arabischen Angriff auf das oströmische Konstantinopel 674 n.Chr. eingebettet hat. Die Entwicklung Europas wäre anders verlaufen, hätte nicht das Bollwerk Konstantinopel den Angriff abgewehrt und damit die Hauptmacht der arabischen Expansion von dem schwachen Europa abgehalten. (Siehe auch der Beitrag von Frank S. Becker hier).

In der Folge bekamen wir Reisefotografien von Omayadenbauten zu sehen. Die Omayaden-Dynastie markiert einen Zeitabschnitt in dieser Umbruchs- und Übergangszeit. Griechisch war zunächst noch Verwaltungssprache und die Münzen orientierten sich an byzantinischen Vorlagen. Das Interesse, die islamische Herrschaft durch neue repräsentative Bauten mit einer eigenen Formensprache auszudrücken, war zunächst gering. In den neuen Bauten wurde so nur langsam ein eigener arabischer Stil sichtbar. Also im spätantiken Stadtbild des eroberten oströmischen Gebiets noch keine baulichen Gegenakzente, nicht einmal durch Moscheen. Frank Stefan Becker nannte Beispiele, wo weiterhin prächtige christliche Kirchen ohne repräsentatives moslemisches Gegenstück weiter existierten, und die christliche Gemeinde einem Verkauf der Kirche an die Moslems widersprach. Dieser Zustand wurde erst durch eine spätere Islamisierungswelle und Kirchenenteignungen beendet.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Die Bauten der Omayaden entstanden in diesem Umfeld demnach in antiker Tradition. Für mich das nachhaltigste Beispiel die Bilder der Ruinenstadt Anjar im heutigen Libanon. Eine antik geplante Stadt 740 n.Chr. gebaut, in der nach Frank Stefan Becker nur der Kalifenpalast und die Moschee vom üblichen Schema abweichen.

Frank Stefan Becker las dann noch eine Fluchtszene aus seinem Buch vor, in der einer seiner Helden in einer nabatäischen Ruinenstadt zunächst in einer in den Felsen gehauenen Nische und dann hinter einem Felsspalt ein Versteck sucht. Mit einem auf die Leinwand projezierten Reisebild im Hintergrund, das die Nische und den daneben liegenden Felsspalt zeigte. Ein starkes Beispiel für seine Arbeitsweise, er hat die meisten der im Buch beschriebenen Orte selbst besucht und versucht möglichst auf einem Gerüst gut recherchierter Fakten seine fiktiven Handlungen zu entwickeln. Folgerichtig erhält der Geschichtsinteressierte im Nachwort seines Buchs kapitelweise kurze Informationen zu den zugrundeliegenden historischen Fakten und den Quellen.

Buchvorstellung 'Sie kamen bis Konstantinopel' von Dr. Frank Stefan Becker beim Euro-Arabischen Freundschaftskreis am 14.10.2009 im Münchner Zunfthaus

Noch eine Bemerkung zu Frank Stefan Becker und seinem gastgebenden Euro-Arabischen Freundschaftskreis: im ersten historischen Roman des Autors „Der Abend des Adlers“ führte eine lange Reise zunächst vom römischen Gebiet in das kurz zuvor durch den Limesfall verlorene sogenannte Dekumatland, um dann wieder bei Augst auf römisches Gebiet zu stoßen. Daß diese Orte und die Ereignisse in dieser Zeit eine literarische Verarbeitung erfahren haben, fand ich sehr gut. Für mein Reisetemperament hätte der Held aber dort ruhig länger verweilen können und nicht so schnell weiter müssen, im selben Buch ging es aber sogar noch weiter bis nach Persien.

Der Autor hat zwar oft auf seine Reiselust hingewiesen, meine Erkenntnis, auf ganz andere Sphären gestoßen zu sein, kam aber erst am letzten Mittwoch: zunächst erzählte mir am Tisch mein Gegenüber, er habe in den 60er Jahren in Saudi-Arabien gearbeitet. Dann dessen kurzer Wortwechsel mit Frank Stefan Becker über einen Bahnhof der Hedschasbahn, den jeder von den beiden mal besucht hatte. Später eine Bemerkung des Autors in seinem Vortrag „... wer von Ihnen in Palmyra war ...“, darauf im Halbdunkel direkt vor ihm gleich zwei „Ja“ „Ja“ — im „normalen“ Umfeld wissen die meisten nicht einmal, was Palmyra ist!

Insofern ein Tipp für Interessierte an Arabien, am Nahen Osten oder Reiselustige generell: der Euro-Arabische Freundschaftskreis könnte für Sie eine bislang unentdeckte Perle in der Vereinslandschaft sein!

Vielen Dank für die Gestaltung des schönen Abends an Herrn Dr. Becker und an den Euro-Arabischen Freundschaftskreis für die gastfreundliche Aufnahme!

Dienstag, 13. Oktober 2009

Situlen-Ausstellung in Manching

Bis zum 15. November 2009 findet im „kelten römer museum manching“ noch die Ausstellung „Situlen - Bilderwelten zwischen Etruskern und Kelten auf antikem Weingeschirr“ statt. Situla (lat. „Eimer“) ist nach der Wikipedia ein metallener Gefäßtyp der Bronze- und frühen Eisenzeit im etruskisch-italischen Gebiet sowie in der Hallstattkultur. Die Situlenkunst ist eine der wichtigsten Quellen für diese schriftlosen Kulturen. Zudem ist es natürlich an sich schon eindrücklich, 2300 bis 2600 Jahre altem Kunstschaffen gegenüber zu stehen.

kelten roemer museum manching

Möglicherweise ist die Manchinger Ausstellung stark auf die Kelten bezogen gestaltet worden, das müßte man sich ansehen, generell ist die Situlenkunst aber nicht so an die Kelten gekoppelt wie das der Bericht auf hallertau.info nahelegt. Da sollte man vielleicht das „zwischen“ im Ausstellungstitel im Kopf behalten.

Wenn ich die pdf-Datei mit Vortragszusammenfassungen einer dieses Jahr durchgeführten Veranstaltung zum Thema „Situlen in Archäologie und Kulturgeschichte“ überfliege, dann findet sich zum Vortrag von Leonie Carola Koch von der Ruhr-Universität Bochum die Aussage: „Die figürliche Verzierung der Situlenkunst ist losgelöst von den etruskischen Vorbildern nicht zu verstehen. Die Verbreitung der Denkmäler der Situlenkunst verbindet so unterschiedliche Regionen wie Slowenien, Istrien und das Ostalpengebiet über Este und der Etruria Padana mit der etruskischen Kultur. Eine entscheidende Vermittlerrolle wurde von je her in Bologna gesehen, der etruskischen Metropole nördlich des Apennin.“

Wenn man das gut über die Autobahn München-Nürnberg erreichbare Museum besuchen will, dann sollte man vorher noch einen Blick auf den Terminkalender des Museums werfen. In den nächsten Wochen gibt es eine Buchpremiere - Birgit Jaeckel liest aus ihrem neuen Roman „Der Fluch der Druidin“, einen Vortrag von Prof. Dr. Otto-Hermann Frey über die Situlen-Bilderwelten und ein Konzert der Gruppe ADAS im Foyer des kelten römer museums.

Osttor Oppidum Manching

Auch noch wichtig wäre ein Spaziergang am Wall des früheren Oppidums Manching, etwa zum früheren Osttor. Für den auf der Museumswebsite gefundene Plan bräuchte ich zur Orientierung die Lupe. Besser ist die größere Version auf der Webseite des „Manchinger Hofs“. Dort das pdf „kelten roemer museum manching - Wegweiser“.

Samstag, 10. Oktober 2009

Spätantike im Münchner „Zunfthaus“

Nächsten Mittwoch, 14. Oktober 2009, präsentiert Frank Stefan Becker im Münchner „Zunfthaus“ in der Thalkirchnerstr. 76 im Rahmen des Euro-Arabischen Freundeskreises e.V. (EAF) seinen neuen historischen Roman „Sie kamen bis Konstantinopel“.

Auch sein neuer Roman spielt wieder in einer Umbruchszeit. Im 7. Jahrhundert n. Chr. versinkt Europa in der Barbarei und im Osten stürmen die islamischen Glaubenskrieger voran. Rom erlebt die Romanheldin als gespenstische Ruinenstadt, in Sizilien trifft sie auf den größenwahnsinnigen Kaiser Konstans, und von dort wird sie von Piraten nach Damaskus verschleppt.

Frank Stefan Becker will am Mittwochabend diese faszinierende Zeit beschreiben, Passagen aus seinem neuen Buch lesen und Dias der Omayadenbauten in Syrien, Israel und Jordanien zeigen. Ich kenne ihn von mehreren Vorträgen bei der Münchner Volkshochschule als sehr versierten Vortragenden, so daß ich eine schöne und gelungene Veranstaltung erwarte.

Meine Verwendung seines Namens zur Demonstration der MVHS-Suchfunktion war seinerzeit nicht mit ihm abgesprochen, mein jetziger Veranstaltungshinweis hingegen schon. D.h. der EAF und Frank Stefan Becker würden sich über Ihren Besuch freuen! Das Treffen beginnt ab 19 Uhr, der Vortrag dann ab 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Noch ein paar weiterführende Links:

Die Terminliste des EAF.

Die Gaststätte Zunfthaus München .

Ein recht interessantes Interview von Ricarda Ohligschläger mit Frank Stefan Becker in ihrem Literaturnotiz-Blog. Es handelt von seinem Weg zum Autor historischer Romane, von seinem neuen Buch, seiner Arbeitsweise und seinen zukünftigen literarischen Plänen.

Das Buch auf der Verlags-Website beim Zabern-Verlag. Hier finden Sie auch eine Leseprobe.

Eine Rezension des Buchs von Lars Perner bei Media-Mania.de.

Ein Link zum Autorenkreis Historischer Roman Quo Vadis, dessen Sprecher Frank Stefan Becker zwei Jahre lang gewesen ist. Und zu Jokers Historica. Dort finden sich in Kooperation mit Quo Vadis entstandene historische Kurzgeschichten als kostenlose MP3-Downloads, eine der Geschichten ist von Frank Stefan Becker.

Schließlich ist noch auf mehrere Veranstaltungen bei der Volkshochschule München zu verweisen. Mit der von mir beschriebenen Vorgehensweise gelangen Sie aktuell noch zu sieben buchbaren Vorträgen von Frank Stefan Becker, der Nächste hat das Thema „Tunesien - mehr als Sonne und Strand“ und ist schon am kommenden Dienstag, 13. Oktober 2009.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Die Viereckschanze bei Endlhausen

Letzten Samstag sind wir von der Kelten- bzw. Viereckschanze Holzhausen zur Schanze bei Endlhausen weitergefahren.


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Das nicht weit von Holzhausen entfernte Endlhausen ist ein Ortsteil von Egling und befindet sich wie Holzhausen im an Keltenschanzen besonders reichen Gebiet östlich der Isar im Süden von München.

Keltenschanze Endlhausen

Die Schanze liegt komplett bewaldet außerorts im Süden von Endlhausen an der westlichen Seite der Straße nach Fraßhausen, wenig nördlich der von Geilertshausen einmündenden Straße.

Panorama Suedwestecke Viereckschanze Endlhausen

Von der Walllücke für das frühere Tor auf der Ostseite der Viereckschanze sind es nur wenige Schritte zur parallel zum Wall vorbeiführenden Straße. Wall und Graben wirken sehr gut erhalten und ziemlich gewaltig, man glaubt kaum, daß das Bauwerk über 2000 Jahre alt ist.

Panorama Nordwestecke Keltenschanze Endlhausen

Wie fotografiert man eine im Wald liegende Keltenschanze? Wie man sieht, mache ich derzeit Bilderserien, lasse die mit Panorama-Software zusammen montieren und schaue, was dabei herausgekommen ist. In diesem Eintrag sind alle Fotografien außer dem Ersten Panorama-Bilder.

Panoramablick vom Nordwall der Keltenschanze Endlhausen

Das zweite Bild ist ein Panorama der Südwest-Ecke der Schanze, das Dritte ist eines der Nordwestecke. Das vierte Bild ist nicht von einer Ecke aufgenommen, sondern ein 180°-Blick etwa von der Mitte des Nordwalls nach Süden. Das fünfte Panorama ist ein Blick Richtung Osten durch die Wallöffnung, in der sich früher das Tor befunden haben soll.

Panorama Toroeffnung Viereckschanze Endlhausen

Montag, 5. Oktober 2009

Die Viereckschanze 2 von Holzhausen

Die mit „Keltenschanze“, „Viereckschanze“ oder „keltische Viereckschanze“ bezeichneten Anlagen sind in einem Gebiet von Böhmen bis Frankreich gefunden worden, besonders viele in Süddeutschland zwischen Alpen und Main, und hier ist vor allem der Raum südöstlich von München besonders gesegnet. Bspw. kann man aus München heraus zum S-Bahnhof Deisenhofen fahren und auf einer Fußwanderung bequem gleich mehrere Keltenschanzen besuchen.

Ein Stück südlich von Deisenhofen liegt der Ortsteil Holzhausen von Straßlach-Dingharting mit zwei Viereckschanzen, und eine davon, Holzhausen 2, ist wegen der Frage nach der Deutung der Keltenschanzen ziemlich berühmt geworden. (Wobei der weitverbreitete Namen Holzhausen zur Verwirrung führen kann, im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es noch das Allinger Holzhausen mit ebenfalls zwei Keltenschanzen.)


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Martin Kuckenburg beschreibt in seinem Buch „Die Kelten in Mitteleuropa“ den Sachverhalt so: Friedrich Drexel habe 1931 mit dem Argument der Ähnlichkeit der Keltenschanzen (meist quadratische oder rechteckige Einfriedungen aus Erdwall und Graben) eine Deutung als „Heiligtümer“ oder „sakrale Anlagen“ vorgeschlagen, denn nur so war seiner Ansicht nach die „weitgehende Standardisierung“ dieser Anlagen erklärbar. Dieser religiöse Deutungsansatz sei dann lange Zeit eine unbedeutende Außenseitermeinung gewesen, bis der Archäologe Klaus Schwarz die Schanze Holzhausen 2 untersucht hat.

Einige seiner Befunde brachten ihn zur Überzeugung, daß eine kultische Nutzung vorlag. Solche Befunde gab es in der Folge auch in anderen Keltenschanzen, so daß sich in den 1960er Jahren eine Deutung der Anlagen als keltische Kultstätten durchgesetzt hat.

Keltenschanze Holzhausen

Spätere Grabungen brachten eine Wende, die vorher vermuteten Opferschächte erwiesen sich als Brunnen, darin vermutete Kultpfähle wurden nun als Schwingbalken von Stangenziehbrunnen interpretiert usf. Zudem konnte man für einzelne Schanzen das komplette Fundspektrum nachweisen, „das man bei ländlichen Siedlungen der Spätlatènezeit erwarten würde“. Der aktuelle Deutungsansatz geht deshalb in Richtung begüterter Bauernhof, in einer zeichnerischen Rekonstruktion der Keltenschanze von Bopfingen steht sie durch die Einfriedung herausgehoben innerhalb einer Dorfsiedlung.

Bei dieser Deutung als herausgehobenes bäuerliches Anwesen ist aber durchaus denkbar, daß ein möglicherweise in der Schanze residierendes weltliches Oberhaupt der Gemeinde auch das geistliche Oberhaupt gewesen ist und in der Schanze Kulthandlungen stattfanden, oder daß manche Keltenschanzen gänzlich nur sakralen Zwecken gewidmet waren.

Die pauschale Deklarierung als Kultstätten unter Bezug auf die alten Ausgrabungen von Holzhausen, wie sie leider bei einigen Keltenschanzen im Münchner Raum zu finden ist - siehe die Fotografie der Informationstafel bei der Keltenschanze Buchendorf - ist aber nach aktuellem Stand falsch.

Viereckschanze Holzhausen

Die Bilder im heutigen Eintrag sind vom letzten Samstag und zeigen die östliche der beiden Viereckschanzen in Holzhausen. Betrachtet man die oberste Fotografie, dann sieht man hinten ganz links ein weißes Haus. Die westliche Schanze liegt im Bereich der Bäume rechts neben diesem Haus. Sehr gut zur örtlichen Orientierung ist hier auch der BayernViewer Denkmal verwendbar.

Die Befunde wurden in der Schanze „Holzhausen 2“ bzw. der „Viereckschanze 2 in Holzhausen“ ergraben. Der Bayern-Viewer-Denkmal sagt mir nicht, welche der beiden die „Viereckschanze 2“ ist. In einem früheren Blog-Eintrag hatte ich meine nicht so gute Meinung von den Denkmalinformationen schon mal dargestellt.

Nachdem der Bayern-Viewer-Denkmal mich hier im Stich gelassen hat, habe ich erfolglos fast 2 Stunden im WWW nach einer offiziellen Seite gesucht, die erläutert welche der beiden Schanzen „Holzhausen 2“ ist. Ich verlasse mich jetzt stattdessen auf den „Archäologieführer Deutschland“ von Hermann Bierl, und der sagt die östliche Schanze und demnach die im Bild gezeigte ist „Holzhausen 2“.

Viereckschanze Strasslach-Dingharting

Wer mehr über das Thema wissen will, dem empfehle ich nachdrücklich Alexa Weyrauch-Pungs Rezension des 2005 erschienen Buches „Die Ausgrabung in der Viereckschanze 2 von Holzhausen“ mit den von Günther Wieland zusammengestellten und kommentierten Grabungsberichten von Klaus Schwarz. Alexa Weyrauch-Pung hat die Rezension in ihr „Radiolarium“ eingestellt. Weiter ist der Artikel in der Wikipedia über Viereckschanzen empfehlenswert. In der Wikipedia gibt es auch eine Liste bayerischer Viereckschanzen. Der Text aus dem Archäologieführer Deutschland zur Viereckschanze ist bei Pointoo zu finden.

Freitag, 2. Oktober 2009

Alexander der Große in Mannheim

Im letzten Blog-Eintrag hatte ich auf die Stuttgarter Ausstellungen „Eiszeit – Kunst und Kultur“ und „Schätze des Alten Syrien – Die Entdeckung des Königreichs Qatna“ sowie die Karlsruher Ausstellung „Erben des Imperiums in Nordafrika - Das Königreich der Vandalen“ hingewiesen.

Entgangen ist mir dabei die nicht weit von Stuttgart und Karlsruhe stattfindende Mannheimer Ausstellung „Alexander der Große und die Öffnung der Welt – Asiens Kulturen im Wandel“. Die Alexander-Ausstellung beginnt offiziell morgen am 3. Oktober 2009 und endet am 21. Februar 2010. Oliver Seppelfricke war schon dort, sein heute erschienener Bericht kann derzeit noch beim Deutschlandfunk nachgelesen werden.