Freitag, 10. April 2009

Bei den Wildschweinen im Forstenrieder Park

Heute geht es um das Geoinformationssystem „BayernViewer-denkmal“. Das „Bayerische Landesamt für Denkmalpflege“ schreibt über das Informationssystem:

„Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege arbeitet mit der Bayerischen Vermessungsverwaltung am Aufbau eines Fachinformationssystems, das alle Vorgänge der Denkmalfachberatung erfasst sowie der Öffentlichkeit und Fachanwendern Informationen bereitstellt. Bereits vor Abschluss des Projekts Nachqualifizierung und Revision der Denkmalliste wird eine Version des BayernViewer-denkmal der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, Baudenkmäler und Ensembles flächenscharf, d. h. bis auf die Ebene eines Gebäudes oder eines Gebäudeteils und Bodendenkmäler in ihrer bekannten Ausdehnung darzustellen. Außerdem sollen zu jedem Baudenkmal Fotos mit der Außenansicht aufrufbar sein....“

Weiter ist zu lesen, jetzt mal IT-umgangssprachlich ausgedrückt, daß das System in bester Web-2.0-Manier noch beta ist und kontinuierlich weiter hinsichtlich Kartierungs- und Datenqualität verbessert werden soll.

Auf BayernViewer-denkmal bin ich um 2007 oder 2006 herum gestoßen. Nach „Kulturerbe digital“ soll BayernViewer-denkmal 2005 gestartet sein. Bevor man selbst mit dem Bayernviewer loslegt, muß man noch den Benutzerhinweisen zustimmen. Man sollte dann noch die „Hinweise zum BayernViewer-denkmal“ überfliegen, an die man mit der „?“-Schaltfläche kommt. Zweitens hilft es beim Zurechtfinden vielleicht wegen der höheren Geschwindigkeit und umfangreicheren Ortsangaben parallel noch einen gewohnten Kartendienst wie etwa Google Maps zu öffnen.

Ziel sollen nun Hügelgräber im Forstenrieder Park im Umfeld der heute bisweilen als Via Julia bezeichneten Römerstraße sein. Die Römerstraße führte von Salzburg über Seebruck kommend südlich von Grünwald und Pullach über die Isar, dann durch den Forstenrieder Park nach Buchendorf und von dort weiter über Gauting nach Augsburg. Sehr gute Webseiten über die Via Julia gibt es von Karl Ludwig Wilhelm. Bei ihm findet sich auch eine Karte mit dem ungefähren Verlauf der Römerstraße im Forstenrieder Park. Die angepeilten Hügelgräber sollten nach BayernViewer-denkmal entweder direkt an der alten Römerstraße liegen oder bis ca. 1000 Meter von ihr entfernt sein.

Und warum diese Hügelgräber? Weil in diversen archäologischen Wanderführern oder entsprechenden Veranstaltungen der Volkshochschule hier an der Via Julia im Forstenrieder Park eine Lücke gelassen wird, zwischen Zielen im Osten wie den Keltenschanzen bei Deisenhofen, der Römerschanze südlich von Grünwald und dem Übergang der Via Julia über die Isar und den Zielen im Westen ab der Keltenschanze bei Buchendorf, an der die Via Julia vorbeiführt.

BayernViewer-denkmal startet mitten in München, rechts ist die zu Isar erkennen. An ihr entlang sollte man sich jetzt nach Süden hangeln bis zur Grünwalder Isarbrücke. Abkürzbar wäre das im BayernViewer entweder durch größere Bewegungen mittels der „Verkleinern“-Schaltfläche oder durch Eingabe der Ortsnamen „Pullach“ oder „Grünwald“. Muß aber nicht sein, es ist doch interessant was auf dem Weg rechts und links der Isar so liegt.

Grünwalder Isarbrücke

Ein Stück unterhalb der Grünwalder Brücke sind im BayernViewer Striche eingezeichnet, an den Stellen wird die ehemalige römische Brücke vermutet und geht die Römerstraße „Via Julia“ westlich der Isar aus dem Isartal hoch.

Das Ende des längeren Römerstraßen-Strichs im BayernViewer trifft auf die B11 von Pullach Richtung Buchenhain/Baierbrunn. Nur eine kurze Strecke weiter südlich an der B11 ist der Standort der folgenden Aufnahme mit Blick auf einen Zugang zum Wildpark, den eingezäunten Teil des Forstenrieder Parks.

Links hinter der Kamera geht es in ein paar Schritten zur S-Bahn-Haltestelle Buchenhain. Gegenüber ist hinter der Kurve ein Parkplatz. Auf der B11 von Pullach/München kommend findet man diese Stelle anhand des nach rechts weisenden Schildes nach Buchenhain. Dieser Zugang zum Wildpark wäre ein möglicher Startpunkt für eine Fußwanderung.

Im Wildpark geht es nun entlang dem von Bäumen freigeschlagenen Band der Asphaltstraße „Ludwigsgeräumt“ mit einigen Grad Abweichung nach Norden in westliche Richtung. Von dem hier zahlreich lebenden Getier ist mir nur eine Zecke negativ in Erinnerung, die ich mir einmal an der ersten oder zweiten Sitzbank an „Ludwigsgeräumt“ eingefangen habe. Allerdings wäre jetzt die Zeit, in der die Wildschweine ihre Jungen bekommen und nach Wikipedia verteidigen die Weibchen „ihre Jungtiere energisch. Dabei kann es auch zu Angriffen auf Menschen kommen“.

Verfolgt man die Wegrichtung mit dem BayernViewer, dann zeigt dieser bald insgesamt sieben rote Kreisflächen (mittels der „Verkleinern“-Schaltfläche links oben über der Karte kann man sich wie erwähnt mehr Überblick verschaffen). Eine Kreisfläche steht für ein Stück der Römerstraße, die anderen für Grabhügel, Grabhügelgruppen und ein Grabhügelfeld unbekannter Zeitstellung. Der „verebnete“ interessiert mich nicht, die fünf Hügelgrab-Kreisflächen wollte ich mir vor Ort ansehen.

Mittels der „Vergrößern“-Schaltfläche kann man an einer Biegung von „Ludwigsgeräumt“ das „Gelben Haus“ erkennen. Es steht an der Kreuzung zu „Carolinen-Geräumt“ und dient jetzt als Startpunkt einer Viereckroute zu den einzelnen Zielen.

Zunächst führt „Ludwigsgeräumt“ in einem Halbkreis abwärts, dann auf der alten Streckenführung ein kurzes Stück ansteigend weiter geradeaus bis links ein Beobachtungshäuschen für die Wildfütterung auftaucht, das gleichzeitig eine Sperre für den Wildfütterungsbereich und die Wildruhezone dahinter bildet.

Hinter dem Beobachtungshäuschen sollte nach dem BayernViewer-denkmal ein Grabhügel unbekannter Zeitstellung liegen. Mein Hügelgrabkandidat wäre die folgende Erhebung im Bildzentrum, der würde zur roten Fläche im BayernViewer-denkmal passen.

Zurück auf „Ludwigsgeräumt“ geht es weiter bis zur Wegkreuzung des Luftbildes. Vor Ort sieht das so aus, daß von rechts ein Schotterweg einmündet und der Weg nach links, in die Richtung der nächsten Grabhügel, „rückgebaut“ ist, vor allem durch Wildschweine, mit zahlreichen Hinterlassenschaften. Hier ist Wildruhezone, in die man eigentlich nicht gehen sollte.

Also schaue ich nur vom Grenzbereich ob etwas von ersten roten Kreisinhalt hier zu sehen ist, das wäre ein „Grabhügel unbekannter Zeitstellung“. In dem Bereich rechts vom rückgebauten Weg stehen junge Tannen, das ist unübersichtlich und man müßte mit Körpereinsatz durch und könnte dann vor einer Wildschweinmama mit gerade geborenen Jungen stehen. So tapfer war ich dann nicht.

Die „Grabhügelgruppe“ sollte auf dem ehemaligen Weg ein Stück weiter vorne und dann nach rechts sein. Das näher zu untersuchen schied wegen der Wildruhezone aus. Diese Grabhügelgruppe müßte eigentlich direkt an der alten Römerstraße liegen.

Also zurück, über „Ludwigsgeräumt“ in den Schotterweg hinein Richtung Nordosten. Links weiter würde „Ludwigsgeräumt“ stattdessen schnell zu einem Ausgang aus dem Wildpark und einer Unterführung unter der Autobahn führen. Dort finden sich ebenfalls Parkplätze, für eine Fußwanderung vom Auto aus wäre das der näheste Startpunkt.

Aber weiter auf dem Schotterweg bis zur rechtwinklichen Kreuzung mit einem anderen, ähnlich breiten Schotterweg. Dort nach rechts, damit befindet man sich auf einem Parallelweg zu „Ludwigsgeräumt“, auf dem man sich nun wieder zurück bewegt. Nach dem Luftbild wird es hier nach der schrägen Einmündung eines anderen Schotterweges interessant, dann sollte links ein „Grabhügelfeld unbekannter Zeitstellung“ liegen. Ich bin hier die leichte Anhöhe auf dem Schotterweg hoch und dann den ersten Weg links hinein, wobei der Wegzugang durch Geäst zugeworfen war. Man landet auf einem kleinen Plateau mit mit verdorrtem Gras bestandenen Erhebungen. Sicher bin ich mir nicht, ob das die Hügelgräber sind, aber schön stimmungsvoll wäre dieser Platz schon.

Auf dem Schotterweg weiter auf dem Viereckkurs zum nächsten Ziel. Der Weg überquert nun eine Asphaltstraße, das ist die Kreuzung mit dem vom „Gelben Haus“ kommenden „Carolinen-Geräumt“. Dort sollte sich dann links eine „Grabhügelgruppe unbekannter Zeitstellung“ befinden. Ich dachte zunächst an einen schnellen Erfolg, allerdings waren diese Aufschüttungen offensichtlich jüngeren Ursprungs.

Unklar ist mir an der Stelle auch, was der rote Kreis bei der „Kartengrundlage DOP“ und die außerhalb liegenden Markierungen bei der „Kartengrundlage Topograph. Karten“ an dieser Stelle zu bedeuten haben, ich hatte hier im Bereich des roten Kreises gesucht (und die Markierungen erst später gesehen). Wenn die Markierungen stattdessen zutreffend sind, dann sollte man den Schotterweg bis zur nächsten Kreuzung fahren, dann nach links und dort auf der linken Seite suchen.

Kleines Fazit: Sofern die gefundenen Hügel überhaupt die gesuchten Grabhügel waren, unterscheiden sie sich nicht so wesentlich von anderen Hügeln in der Umgebung, die späteren Ursprungs sind. Insofern wäre eher der Weg das Ziel. Man kann die Phantasie schweifen lassen und sich Römerstraße und Grabhügel in einer Landschaft vorstellen, die wegen des durch die Schotterebene bedingten Wassermangels vielleicht wenig baumbestanden war und hauptsächlich zur Heugewinnung und zur Weidewirtschaft genutzt wurde. Vergleichbar mit dem exemplarisch freigehaltenen Eichelgarten im Teil des Forstenrieder Parks auf der anderen Autobahnseite.

Wenn die Angaben im BayernViewer korrekt sind, kann er für die Planung und Realisierung solcher Ausflüge sehr nützlich sein. Gegenüber den üblichen Wanderkarten mit Grabhügelkringeln bringt er mit dem größeren Umfang an Bodendenkmälern und besserer Lokalisierbarkeit einen deutlichen Mehrwert. Vorteilhaft wäre dafür eine gewisse „Nachrüstung“ an eigenem technischem Equipment, wobei wünschenswert wäre, daß die Angaben im BayernViewer möglichst mit günstig erhältlichem Gerät harmonieren.

Was auch auffällt sind die teilweise extrem dünnen Beschreibungen. Daß zu den gesuchten Hügelgräbern nichts vorliegt mag man glauben, die Gegenprobe bei der schon vielfach und sehr ausgiebig untersuchten Römerschanze bei Grünwald bringt aber auch nur ein sehr dünnes Ergebnis („Einzelfund (Nadel) der Bronzezeit, Abschnittsbefestigung der späten römischen Kaiserzeit und des 10. Jahrhunderts, ebenerdiger Ansitz des hohen Mittelalters“). Vielleicht könnte man dieses Fachinformationssystem einfach mit Verweisen auf vorhandene Literatur ergänzen, das würde sofort einen Vorteil selbst gegenüber guten archäologischen Wanderführern bieten, deren Literaturangaben sofern vorhanden oft schlecht lokal zuordbar sind.

Zweimal altes Ägypten in München

Zwei Ausstellungen in München widmen sich derzeit bis zum 30. August dem alten Ägypten:

Zum einen „LAST EXIT MUNICH. Meisterwerke aus dem Ägyptischen Museum Berlin.“ im Staatlichen Museum ägyptischer Kunst München. Das Museum bewirbt die Ausstellung als einmalige, durch den Umzug des Ägyptischen Museums Berlin bedingte Gelegenheit: „Alle Berliner Objekte werden in einen spannungsreichen Dialog mit Münchener Meisterwerken gesetzt. So entstehen einmalige Begegnungen, wie sie nur im Original wirklich erlebbar sind.“

Mit genauen Repliken hingegen will die zweite Ausstellung im Münchner Olympiapark glänzen: „Tutanchamun. Sein Grab und die Schätze.“

Zu beiden Ausstellungen gibt es Film- und Radiobeiträge vom Bayerischen Rundfunk. (Anmerkung 2019: die unterlegten BR-Links zu den damaligen gebührenfinanzierten BR-Beiträgen funktionieren alle nicht mehr und wurden von mir gelöscht) Hier findet man die Ausstellungsdaten von „Last Exit Munich“ auf einen Blick zusammen mit einem Link auf einen Audiobeitrag mit Erläuterungen von Dietrich Wildung, dem Direktor des Ägyptischen Museums Berlin. Hier ist ein Video des BR mit Ausstellungsrundgang und einem Interview mit Sylvia Schoske vom Museum Ägyptischer Kunst München.

Über einen Besuch der Tutanchamun-Ausstellung gab es gestern morgen einen nachhörbaren Audiobeitrag in der BR-Kulturzeit von Thomas Koppelt mit einem Interview mit dem Ägyptologen Martin von Falk, der die Herstellung der Repliken in Ägypten überwacht hat. Und hier kann der Beitrag von Jan Müller für das Rundschau-Magazin vom 8.4.2009 angesehen werden, mit einem kleinen Ausstellungsrundgang, einem Interview mit dem wissenschaftlichen Leiter der Ausstellung Wolfgang Wettengel und mit Archivmaterial über die Entdeckung des Grabs durch Howard Carter.

Donnerstag, 2. April 2009

fotoerbe.de

Über einen Beitrag in heise online bin ich letzte Woche auf die Website von fotoerbe.de gestoßen. Heise berichtete über eine Vereinbarung von Wikimedia Deutschland mit der Deutschen Fotothek über die Nutzung von rund 250.000 Bilddateien und hat die besondere Stellung der Deutschen Fotothek bei der Anzahl der digitalisierten Bilder durch eine fotoerbe.de-Abfrage veranschaulicht.

Die fotoerbe.de-Website macht mit ihrer einfachen und übersichtlichen Struktur einen ganz guten Eindruck. Wenn man sich erst mal die Linklogik ansieht und nicht gleich drauflosklickt, dann ist der Aufbau, die Navigation und die Suche gut selbsterklärend.

Leider weckt die Website fotoerbe.de deutlich mehr Begehrlichkeiten als dann durch weitere Abfragen befriedigt werden können. Viele der für die einzelnen Institutionen angegebenen Fotografien gibt es nicht im Web. Oft sind sie nicht einmal digitalisiert und zudem nicht für jeden zugänglich.

Aber man sieht, was verfügbar sein könnte. Bspw. besitzt das Fotoarchiv des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege nach fotoerbe.de laut aktueller Abfrage 2300000 Fotografien. Davon sind 100000 digitalisiert und von den digetalisierten Fotos 0 zugänglich. Die Fotothek des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Uni Frankfurt am Main besitzt nach fotoerbe.de 400.000 Fotografien, wobei hier unbekannt ist wie viele davon digitalisiert und wie viele zugänglich sind. Die Fotothek und Diathek des Instituts für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin besitzt nach fotoerbe.de 170000 Fotografien, wie viele davon digitalisiert und zugänglich sind, ist fotoerbe.de ebenfalls unbekannt.